Politikinteresse?

Man könnte jetzt noch ein «Hast Du», «Haben Sie» oder «Habt ihr» voransetzen, wie bei allen «Ein-Wort-Fragen». Doch einfach so, mit einem fragenden Tonfall, in die Runde geworfen, löst das Wort spürbares Unbehagen aus.

Wieso eigentlich? Dass der Ruf der Politik gelitten hat, hängt ganz offensichtlich mit den als Politiker bezeichneten Leuten zusammen. Zumindest die Volksvertreter in Bern haben sich ja meilenweit von dem Volk entfernt, das zu vertreten sie bei den Wahlen versprachen. Dafür vertreten sie die Interessen von Gruppen, die sie dafür bezahlen. Das nennt sich dann Lobbypolitik.

Wahlversprechen – ein Wort, von den Einen als kürzester Witz bezeichnet, von den Andern als pure Provokation wahrgenommen, aber nie als das eingehalten, was es eigentlich bedeutet, nämlich ein Versprechen.

So gesehen behaupte ich auch, das Volk ist kein selbstlernender Organismus. Was von den Wahlversprechen zu halten ist, wissen Alle, nämlich nichts. In nicht wenigen Fällen sind sie sogar plumpe Lügen. Und trotzdem werden diese Heissluft- und Lügenbarone alle vier Jahre wiedergewählt. Wieso?

Wahlen sind eine anspruchsvolle Angelegenheit. Die meisten Kandidaten sind dem einzelnen Wähler nicht bekannt. Im besten Fall liest er dann in der Zeitung, was sie – bei von den Redaktionen vorgegebenen, ziemlich beschränkter Anzahl Zeichen – zu unternehmen vorgeben. Deckt sich das einigermassen mit dem, was der Leser aktuell grade für wichtig hält, dann ist ihnen die Stimme sicher. Wider besseres Wissen wird angenommen, dass die Kandidaten dann auch tun, was sie versprechen.

Sich über die Kandidaten zu orientieren, im Internet oder auch im Gespräch mit Verwandten, Freunden und Bekannten, scheint leider nicht möglich zu sein. Recherchen im Internet sind zeitaufwendig und die Resultate nicht immer hilfreich, das ist leider so. Und im Verwandten- und Bekanntenkreis möchten die Leute ganz offensichtlich vermeiden, Farbe zu bekennen.

Das scheint mir sowieso ein sehr grosses Problem zu sein. Die Angst, man könnte in den Augen des Gegenübers an Achtung, Respekt und Ansehen verlieren, wenn man eine andere politische Haltung erkennen lässt. Oder, speziell in KMU-Kreisen, dass man mit einer vermeintlich falschen Meinung oder der Unterstützung eines Kandidaten Kunden verlieren könnte. Es spricht nicht für unsere Gesellschaft, dass unterschiedliche Meinungen als Makel angesehen werden und nicht als Bereicherung, als Möglichkeit, die eigene Sicht zu hinterfragen, allenfalls sogar zu erweitern.

Tatsache jedoch ist, dass sehr viele Kandidaten für politische Ämter genau deshalb nicht mehr zu ihrer persönlichen Meinung stehen, sondern das erzählen, was gerade im Trend liegt und die Leute hören möchten. Wen wundert es, dass die derart Gewählten den Respekt vor den Wählern verlieren und dann überwiegend ihre eigenen, hauptsächlich pekuniären, Interessen vertreten und nur noch zu ihrem eigenen Wohlergehen Sorge tragen?

Das führt dann dazu, dass sich die Wähler nicht mehr ernst genommen fühlen. Dass sie finden, es laufe falsch. Dass sie finden, es müsse sich etwas ändern. Doch tief in ihrem Innern spüren sie, dass sie zu einer Veränderung beitragen müssten, damit ES sich ändern kann. Und dann wählen sie wieder diejenigen, die sie verachten und unterdrücken.

Oder wollen Sie wirklich zur Veränderung beitragen? Dann werfen Sie bei den Zürcher Kantonsratswahlen am 12. Februar die Liste 10 ein!

Widerstand?

Es ist – so habe ich den Eindruck – hinlänglich bekannt, dass ich mit Vielem nicht einverstanden bin. Mit unserem Bundesrat zum Beispiel, oder mit den Massnahmen während der «Pandemie», oder mit unseren Bundespolitikern, die ihre Aufgabe der Volksvertretung nicht wahrnehmen, mit der unsäglichen Gesetzesflut aus Bern, mit der Desinformation der Stimmbürger in den Stimmunterlagen und in den Medien, mit der Missachtung von Stimmresultaten – bestes Beispiel ist die Masseneinwanderungsinitiative -, mit der Bevormundung der Bevölkerung, … Die Aufzählung kann beliebig lange fortgeführt werden.

Immer wieder höre ich von Stimmberechtigten, dass sie an Abstimmungen und Wahlen nicht mehr teilnehmen würden. Man würde ja sowieso verarscht und es mache gar keinen Sinn, seine Meinung zu äussern. Und wenn ich mir die Stimmbeteiligungen anschaue, scheint es sehr viele Stimmberechtigte zu geben, die so denken.

Das ist jedoch ein fataler Trugschluss! Je mehr Zweifler sich ihrer Stimme enthalten, desto grösser wird die Wahrscheinlichkeit, dass aus der Abstimmung oder den Wahlen genau das resultiert, das sie eigentlich nicht möchten. Und das nehmen sie dann wieder als Begründung für ihre Verweigerung! Es nützt ja doch nichts, also mache ich bei diesem System gar nicht mehr mit… Das klassische Perpetuum mobile der Verlierer!

Ich bin überzeugt, dass sehr viele Stimm- und Wahlresultate anders ausgefallen wären, hätten sich all diese Abstinenten überwunden und hätten ihre Meinung mit Hilfe ihrer Stimme kundgetan.

Immer wieder höre ich auch die Aussage «Merkst Du das denn nicht, es heisst doch klar, ich gebe meine Stimme ab» im Sinne von «dann habe ich nichts mehr zu sagen». Das ist das deutlichste Nicht-Argument, das es gibt. Das Gegenteil ist der Fall, nämlich «Ich rede mit!»

Dieses Mitreden setzt jedoch voraus, dass man die Komfortzone verlässt und sich die Mühe macht, sich zu informieren. Eine Vorlage zu lesen, sich Gedanken dazu zu machen, eventuell im Internet nach Beiträgen zum Thema oder zu den zu wählenden Personen zu suchen – klar, das kostet Zeit. Es führt jedoch dazu, dass man qualifiziert mitreden kann. Und dass man Einfluss nimmt!

Es ist wie in den meisten fernöstlichen Kampfsportarten, wo die (Angriffs)Energie des Gegners dazu genutzt wird, ihn zu Fall zu bringen. Auch das System Schweiz bietet ganz viel Energie, die genutzt werden kann, ja, genutzt werden muss. Diese Energie aufnehmen und in die gewünschte Richtung zu lenken heisst, sich zu informieren und mitzureden. Ansonsten geht es uns wie im Kampfsport, wir bleiben bewegungslos stehen und werden von der Energie des Angreifers niedergeworfen!

Seine Stimme zu verweigern bedeutet nicht Widerstand, sondern Stärkung des Gegners!

Möchtest Du aktiv dabei sein und die Energie des Systems Schweiz für eine positive Entwicklung nutzen? Ja? Dann mache mit bei Aufrecht Schweiz!

Informationen erhältst Du unter aufrecht-schweiz.ch oder unter aufrecht-zuerich.ch im Internet. Oder mit einer Nachricht an hermann@bruetsch-affoltere.ch