Soeben traf ich einen guten Freund. Er war ziemlich nachdenklich. Auf meine Frage, wieso er denn so nachdenklich sei, erklärte er mir Folgendes:
Er habe tiefe Bedenken bezüglich des am 18. Juni auch zur Abstimmung gelangenden «Klima-Gesetz». Deshalb habe er einen Leserbrief geschrieben und ihn an die Redaktion des Affolter Anzeigers geschickt, mit der Bitte um Veröffentlichung. Zu seiner grossen Freude habe der Anzeiger den Leserbrief auch gedruckt. Bei näherem Hinsehen habe er jedoch feststellen müssen, dass der Brief gekürzt worden sei. Und es sei ein sehr wichtiger Teil gelöscht worden!
Ich bat ihn, mir den Original-Leserbrief zu schicken. Ein Vergleich mit der Veröffentlichung im Anzeiger zeigte auf, dass ein wirklich wichtiger Teil fehlte. Mit Zustimmung meines Freundes veröffentliche ich hier den ganzen Brief:
In letzter Zeit taucht bei Twitter immer wieder eine Werbe-Einblendung auf:
«Das Klimagesetz stärkt die Versorgungssicherheit der Schweiz und fördert die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen. Ohne Verbote und Steuern – einzig über Anreize.
Für eine Stärkung der Versorgung und stabilere Energiepreise.
Mehr Sicherheit, mehr Energie, mehr Schweiz.»
Und jedes Mal erinnert mich diese Ein-Blendung an einen Kommentar unter einem Artikel einer Online-Zeitung:
„Evolution der Meinungsbildung:
Es stimmt. Der Schamane hat es aus der Hühnerscheisse gelesen.
Es stimmt. Die Waschweiber am Dorfbrunnen haben es gesagt.
Es stimmt. Es steht in der Zeitung.
Es stimmt. Sie haben es im Radio gesagt.
Es stimmt. Sie haben es am Fernsehen gebracht.
Es stimmt. 99% der Wissenschaftler sind sich einig.
Es stimmt. Es steht bei Wikipedia.
…
Es kann nicht stimmen! Ich habe selber darüber nachgedacht!“
Und es tauchen Fragen auf:
Wie soll dieses Gesetz die Versorgungssicherheit stärken, bzw. überhaupt sicherstellen?
Und wenn die Versorgungssicherheit nicht gegeben ist, wie soll das Gesetz dann die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärken?
Und was ist, wenn es unseren Unternehmen nicht mehr gut geht?
Was ist dann mit unseren Arbeitsplätzen in der Industrie?
Zahlen dann Beamte höhere Beiträge in die Sozialwerke?
Und wie sieht es dann mit den Energiepreisen aus?
Was, wenn die immer weiter steigen?
Muss mein Vermieter die Heizung ersetzen?
Allenfalls sogar noch teure Isolationen realisieren?
Kann ich dann die Wohnungsmiete noch bezahlen?
Können mit diesem Gesetz fossile Brennstoffe verboten werden?
Wie sieht es dann mit meiner Mobilität aus?
Was, wenn diese Schlagworte gar nicht stimmen?
Was hat das überhaupt mit «mehr Schweiz» zu tun?
Sie sehen, mit einfachen, unbeweisbaren Schlagworten will man uns Sand in die Augen streuen! Wir sollen die Katze im Sack kaufen!
Lassen wir das nicht zu, zeigen wir, dass wir uns nicht leichtgläubig auf etwas einlassen, stimmen wir am 18. Juni «NEIN» zum Klimaschutzgesetz!
Welcher Teil des Leserbriefes wurde wohl weggelassen? Richtig, Sie ahnen es. Es handelt sich um diesen hier:
Und jedes Mal erinnert mich diese Ein-Blendung an einen Kommentar unter einem Artikel einer Online-Zeitung:
„Evolution der Meinungsbildung:
Es stimmt. Der Schamane hat es aus der Hühnerscheisse gelesen.
Es stimmt. Die Waschweiber am Dorfbrunnen haben es gesagt.
Es stimmt. Es steht in der Zeitung.
Es stimmt. Sie haben es im Radio gesagt.
Es stimmt. Sie haben es am Fernsehen gebracht.
Es stimmt. 99% der Wissenschaftler sind sich einig.
Es stimmt. Es steht bei Wikipedia.
…
Es kann nicht stimmen! Ich habe selber darüber nachgedacht!“
Dieser Teil ist wirklich sehr wichtig! Es beginnt mit dem Wort «Ein-Blendung». Die Betonung liegt auf «Blendung». Und genau das ist diese Twitterwerbung. Ein Blender ist ein Täuscher. Und in der Werbung werden die Adressaten getäuscht.
Der zitierte Kommentar zeigt ein aktuell brennendes Problem unserer Gesellschaft auf. Von allen Seiten wird Propaganda betrieben. Eine richtige Gehirnwäsche! Dass dabei zum Teil gelogen wird, dass sich die Balken biegen, interessiert niemanden.
Niemanden, ausser denen, die beginnen, sich Gedanken zu machen. Und dabei recht schnell feststellen, dass ein sehr grosser Teil dieser Hirnwäsche schlicht falsch ist.
Dieser gelöschte Teil des Leserbriefes meines Freundes hatte den Zweck, die Leser darauf aufmerksam zu machen, dass es unumgänglich ist, selber zu denken. Auch wenn es zugegebenermassen bequem ist, das Denken andern zu überlassen. Doch was dabei herauskommt, wenn wir das Denken andern überlassen, hat sich in den letzten Jahren sehr deutlich gezeigt.
Nur selber Denken kann uns davor bewahren, zu einem zu späten Zeitpunkt feststellen zu müssen: «Das hätte ich nicht gedacht!»